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ZEIT - Eine Evolution des Nichtgleichgewichtes (2)
 Verallgemeinerte FPK-Gleichung und Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweife
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4. Theorie der Nichtgleichgewichtsverteilungen und Beschreibung anomaler Erscheinungen

4.1. Verallgemeinerte Fokker-Planck-Kolmogorow Gleichung

Aus (DFP), (BF) und FPK-Gleichung ergibt sich ohne Schwierigkeiten mit Rücksicht auf mögliche Beschleunigungsfaktoren [ 1-3 ] eine Verallgemeinerte Fokker - Planck - Kolmogorow Gleichung oder Verallgemeinerte FPK-Gleichung

(VFPK) tf( m, t, E ) = =- ms(m, t, E)

wobeis(m, t, E) =  A(m, E) f(m, t, E) - m[ B(m, E) f(m, t, E) ]
eine verallgemeinerte Stromdichte und

A(m, E) = a(m) · K1(E) exp K2(E) = a(m) · ß(E),
B(m, E) = b(m) · K1(E) exp K2(E) = b(m) · ß(E)
verallgemeinerte Koeffizienten der FPK-Gleichung sind.

Zum Unterschied von bekannter FPK-Gleichung berücksichtigt die Verallgemeinerte FPK-Gleichung den Einfluß von zeitraffenden Test- oder Ausnutzungsbedingungen ( ß(E) > 1) auf die Intensität der irreversiblen Prozesse im Vergleich zu ähnlicher Intensität bei den bestimmten "Normalbedingungen" ( ß(E) = 1 ).

4.2. Allgemeine Lösungsform und Klassifizierung der Nichtgleichgewichtsverteilungen.

Die Verallgemeinerte FPK-Gleichung ist eine Gleichung des parabolischen Typs. Damit die Gleichung solches Typs eine exakte Lösung hat, ist es wesentlich [ 19 ] , der gesuchten Funktion f(m,t,E) Anfangs- und Grenzbedingungen (wie üblich) aufzuerlegen. Das Besondere besteht hier darin, dass noch eine aus den physikalischen Prinzipien folgende zusätzliche Limesforderung (GB1) gleichermaßen erfüllt werden muss. Die exakte Lösung dieser Aufgabe ergibt folgende Ergebnisse.

Eine allgemeine Lösung der Verallgemeinerten FPK-Gleichung erfolgt unter Anwendung von Theorie der speziellen Funktionen [ 17 ] von mathematischer Physik und läuft im wesentlichen auf eine Darstellung des vom m abhängigen Teiles der gesuchten Funktion f(m, t, E) durch eine Fourierentwicklung nach Orthogonalpolynomen yk(m, E) des hypergeometrischen Typs zur pearsonschen Belegungsfunktion f0(m) im Definitionsbereich m  (a,b) hinaus. Diese Orthogonalpolynome ( Rodrigues-Polynome ) werden durch die verallgemeinerte (die Abhängigkeit von E wird dabei berücksichtigt) Rodrigues-Formel

(VR)yk(m, E) = ( bk f0(m) )·[ Bk(m, E)·f0(m) ] ( k ) , k = 0,1,2,3, usw.,

definiert, wobei ( k ) eine Ableitung k-ter Ordnung nach m und bk eine beliebige Normierungskonstante bezeichnet. Diese Verallgemeinerung bedingt weitere (bezüglich E) Verallgemeinerungen   der entsprechenden Formeln der [ 17 ] Theorie.

Unter Verwendung von verallgemeinerten Formel ergibt sich die Lösung der Verallgemeinerten FPK-Gleichung:

(L1)f(m, t, E) = f0(m) · { 1 + Ck·yk(m)·exp [-rk·ß(E)·t ] } ,

wobei (a)  yk(m) = ( bk  f0(m) )·[ bk(m)·f0(m) ] ( k )    durch (VR) bei ß(E) = 1 definiert ist und
(b)  rk  = - [ ka'(m) + ½k(k-1)b''(m) ] > 0   die gewöhnliche k-te Trennungskonstante [17],
(c)  Ck = dk-2·  h(m) yk(m) dm den gewöhnlichen k-ten Fourierkoeffizient
bezeichnet.

Hier ist die Norm dk des yk(m) aus der Orthogonalitätsbedingung
(ORT) yj(m)  yk(m) f0(m) dm = dk2·jk ,
bestimmt, wobei jk hier das Kroneckersymbol ( =1 für j = k und =0 für j k ) bezeichnet.
Man beachte, dass die Integrations-Grenzen a,b und Koeffizienten a(m), b(m) nicht miteinander zu verwechseln sind.

Die "Endfunktion" f0(m) und "Anfangsfunktion" f(m, 0) = h(m) hängen nur implizit von E ab. Man bestimmt sie experimentell und benutzt dann in (L1), um die Parameter der Verteilungsdynamik zu prognostizieren, z.B. die Größe des Zeitmaßstabes tanomal oder die Anzahl der Frühausfälle. Wie gelingt es, beschreiben wir im kurzen später. Im Prinzip ergeben sich aus (L1) viele Möglichkeiten.

Es wird ersichtlich, dass die irreversible Abhängigkeit von äußerlichen Einwirkungen E in (L1) lediglich als Koeffizient ß(E) bei der laufenden Zeit t in der Exponentialfunktion erhalten bleibt. Das bedeutet, dass man immer in den endgültigen (ohne E) Ausdrücken t durch ß(E)·t oder das berechnete (ohne E) Ck durch Ck,t = Ck·exp [-rk·ß(E)·t ] ersetzen kann, um die Abhängigkeit von E zu berücksichtigen.

Die Eins in geschweiften Klammern ergibt sich infolge des benötigten Normierungsverfahrens nach der Formel
(N) f(m, t, E) dm = 1 .
Die Normierumgsbedingung (N) wird zu jedem beliebigen Zeitpunkt t und für jedes mögliche E erfüllt , was die Richtigkeit der Lösung (L1) bestätigt.

Auf dem Lösungsweg wurde die wichtigste Rolle der pearsonschen Dichtefunktionen f0(m) als diejenigen gezeigt, die nicht nur eine Approximationsklasse unter anderen in der Statistik darstellen , sondern die einzige Klasse bilden, die der physikalischen Natur der anomalen Erscheinungen (d.h. der Verallgemeinerten FPK-Gleichung) entspricht. Die Gleichgewichts-Limesdichtefunktion f0(m) des Nichtgleichgewichtsensembles (vgl. (GB1)) von unter Beobachtung stehenden erweist sich als eine der pearsonschen Funktionen, die durch Rodrigues-Formel (VR) als Belegungsfunktion den Verlauf der Nichtgleichgewichtsevolution des Ensembles zum Gleichgewichtszustand bestimmt. Dabei wurde festgestellt,dass die Grade der Polynome b(m), B(m,E) nicht größer als zwei und der Polynome a(m), A(m,E) nicht größer als eins sind.

Diese Tatsache ergibt nur die 3 Typen der sog. klassischen Orthogonalpolynome [ 17 ], die dem 0-ten, 1-ten oder 2-ten Grad des b(m) entsprechen, und zwar die Polynome (N) von Hermite Hk(m), (G) von Laguerre Lkp(m) und (B) von Jacobi Pk(p,q)(m). Diesen Polynomen liegen entsprechende Belegungsfunktionen zugrunde, die in der vollständigen (d.h. auf eins normierten) Form in der angewandten Statistik als (N) Normal-, (G) Gamma- und (B) Beta-Dichtefunktionen bekannt sind.
Sie sind z.B. (N): f0N (m) = (2) ·exp(-m2 2) bei m  (-,+) ;  (G): f0G(m) = [ G-1(g)·hg ]·mg-1·exp(-hm ) bei m  [0,+)   und (B): f0B(m) = [G(g+h)·G-1(g)·G-1(h)]·mg-1·(1-m)h-1 bei m  [0,1], wobei g,h hier die Verteilungsparameter und G(g) usw. die bekannte Gamma-Funktion [ 17 ] sind.
Es sei darauf hingewiesen, dass diese Klassifizierung und ähnliche Ausdrücke mittels der echt mathematischen Betrachtung von E. Wong und J.B. Thomas früher erhalten waren.
Es gab auch die anderen Arbeiten, in denen die FPK-Gleichung auf verschiedene Fachbereiche angewandt wurde. Diesen Arbeiten fehlte es aber an der Betrachtung von allgemeinen Mechanismen der Beschleunigung markowscher Prozesse. Solch eine Betrachtung konnte erst durch das oben aufgebaute thermodynamische Modell irreversibler Prozesse und als Folge durch die Verallgemeinerte FPK-Gleichung verwirklicht werden. Die früheren Resultate können nun als Folgen der hier entwickelten allgemeinen Theorie betrachtet werden. Noch mehr. Mit Aufbau solcher allgemeiner Theorie wurden die einzelnen mathematisch-statistischen Resultate auf einem theoretischen Grund vereinigt.

Für die Polynome Lkp(m) und Pk(p,q)(m) gelten immer Beschränkungen p,q > -1, damit die Orthogonalitätsforderung (ORT) erfüllbar ist. Aus den folgenden Erwägungen dürfen wir aber diese Beschränkungen genauer formulieren. Die Analyse zeigt, dass die gesuchte eindeutige Lösung der Verallgemeinerten FPK-Gleichung unter allen Limes-, Grenz-, Existenz- und Eindeutigkeitsbedingungen nur dann möglich ist, wenn die Grenzen a und b unerreichbar ( Klassifizierung nach W. Feller [ 18 ] ) sind, woraus schließliche Beschränkungen p,q > 0 für die obigen Polynome und entsprechende Beschränkungen g,h > 1 für die Parameter der obigen Dichtefunktionen f0G(m) und f0B(m) folgen. Davon ausgehend dürfen wir annehmen, dass die in der Realität entstehenden Dichtefunktionen f0 (N,G,B)(m) mindestens über ein "richtiges" Maximum verfügen und an den Grenzen a,b des Definitionsbereiches gegen Null gehen. Möglicherweise gibt es hier eine Erklärung dafür, weshalb die über ein Maximum verfügenden Verteilungen in der Praxis meistens in Erscheinung treten.

Unter Berücksichtigung dieser Umstände kann man eine gemeinsame Form für die drei möglichen Typen von ( Normal-, Gamma-, Beta- ) Nichtgleichgewichts-Dichtefunktionen f(N,G,B)(m, t, E) festlegen:

(L2)f(N,G,B)(m, t, E) = f0 (N,G,B)(m) · { 1 + Ck·yk (N,G,B)(m)·exp [-rk (N,G,B)·ß(E)·t ] } ,

wobei    yk (N)(m) = Hk(m),   yk (G)(m) = Lkp(m),   yk (B)(m) = Pk(p,q)(m) bei p,q > 0 mögliche Polynomtypen sind  und  f(N,G,B)(m, t, E),  f0 (N,G,B)(m) bei g,h > 1,  yk (N,G,B)(m)  und  rk (N,G,B) eine vereinte Schreibweise für die Varianten von N-,G- oder B-Dichtefunktionen darstellen.

Man kann eine Integralform der allgemeinen Lösung anführen:

(L3)f(T)(m, t, E) =   h(x)·f0 (T)(m)·{   yk (T)(m)·yk (T)(x)·d-2k (T)·exp [ -rk (T)·ß(E)·t ]  }dx ,

wobei (T) den N,G oder B Verteilungstyp bezeichnen kann.

Im weiteren beschränken wir uns auf die Nichtgleichgewichts-Normalverteilung, weil diese Verteilung eine höchst bedeutende Rolle in der Praxis und der Theorie spielt. Erstens, gibt es vom Standpunkt der im Bereich tnormal geltenden Mechanismen der Parameterstabilisierung aus nur drei Nichtgleichgewichtsverteilungsgruppen [ 20 ]: (a) Nichtgleichgewichts-Normalverteilungen, (b) logarithmische Nichtgleichgewichts-Normalverteilungen und (c) Verteilungen, die der Delta-Funktion ähnlich sind. So oder anders laufen sie alle auf Nichtgleichgewichts-Normalverteilungen hinaus. Die Normalverteilung erweist ihre große Wichtigkeit als Grenzverteilung einer großen Klasse von Verteilungen. Zweitens eignen sich für G- und B-Verteilungen gleichermaßen alle Methoden, die aus der weiteren Betrachtung der Nichtgleichgewichts-Normalverteilung folgen. Dabei gelingt es, im engen Rahmen dieser Webseite eine Darlegungseinfachheit ohne Einschränkung der Allgemeinheit zu erreichen.

4.3. Nichtgleichgewichts-Normalverteilung und ihre Eigenschaften

4.3.1. Integralform der Nichtgleichgewichts-Normalverteilungen

In der Eigenschaft als Belegungsfunktion betrachten wir nun die Standardnormaldichtefunktion
(N1)f0N (m) = ( 2 )·exp (-m2 2).

In diesem Fall gelten in (L1) die Ansätze  b(m) = 1, a(m) = - m, rk = k, dk2 = k!   und läuft (L1,a) auf die folgende Formel für Hermitesche Polynome

(N2)H k(m) = (-1) k ·f0N -1(m) · [ f0N(m) ] ( k ) 

hinaus. Es gibt auch eine weitere Darstellung

(N3)H k(m) = (-1)j ·[ j!(k-2j)!2j ]-1·m k-2j ,

wobei [k2] den ganzen Teil der Zahl k2 bezeichnet.

Mit Hilfe von Mellerschen Formel ergibt sich aus (L3) eine in Analogie zu [ 19 ] hergeleitete Integralform allgemeiner Lösung :

(N4) fN(m,t,E) = (2)·(1- 2ß (E) ) · h(x)·exp [-(m - x ß (E))2 2(1 -  2ß (E)) ]dx ,

wobei    = exp (-t)   und folglich    ß (E)  = exp [-ß(E)·t] usw.

Bei   ß(E) = 1   läuft (N4) auf die Formel des sog. [ 19 ] "Uhlenbeck-Ornsteinschen Prozesses" hinaus. Als Folgerungen aus (N4) bestätigen sich nun mathematisch die folgenden allgemeinen Eigenschaften der Nichtgleichgewichtsverteilungen, die oben auf dem physikalischen Niveau besprochen wurden :

  N5)   fN(m,t,E)dm = 1   für jede t und E ; N6)  fN(m,t,E) 0bei |m| ;

  N7)  fN(m,t,E) f0N(m)    bei t ; N8)  fN(m,t,E) h(m)    bei t 0 .

4.3.2. Die Varianz der Nichtgleichgewichtsverteilungen

Wir definieren [ 2,21 ] zunächst eine Varianz der Nichtgleichgewichtsverteilung fN(m,t,E) durch

(N9)DN(t,E) = DN( ß ) = N2 = m2 · fN(m,t,E) dm = m2 · fN( m, ß ) dm

und nennen sie kurz die Nichtgleichgewichts-Varianz.

Setzt man (L2) in (N9) ein, so erhält man

(N10)DN( t,E ) = D0N + DN( t,E ) = 1 + DN( t,E ) ,

wobei(a)   D0N = m2 · f0N(m)dm = 1 die Gleichgewichts-Varianz von f0N(m),

(b)  DN( t,E ) = m2·f0N(m)·{ Ck,t·H k(m) } dm die Nichtgleichgewichts-Varianzzunahme ,

(c)  Ck,t = Ck·exp [- k·ß(E)·t ] = Ck· k ß(E)den Nichtgleichgewichts-Fourierkoeffizient

bezeichnet.

Unter Benutzung von (L1c) und (N4) erhält man

(N11)DN( t,E ) = 2C2 2ß = 2C2exp (-2ß(E)·t ) ,

(N12)DN( t,E ) = D0N + DN( t,E ) = 1 + 2C2exp (-2ß(E)·t ).

Diese Formeln drücken eine Integralcharakteristik des Verhaltens von Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweifen aus. Während das Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweif im Laufe der Zeit im Bereich tanomal verschwindet, vermindert sich ( bis zum Wert 0 ) im Laufe dieser Zeit die Nichtgleichgewichts-Varianzzunahme nach dem Exponentialgesetz .

Daraus folgt die Möglichkeit, die Dauer des Anomalmaximums, d.h. den Endzeitpunkt tanomalENDE des Zeitmaßstabs tanomal, unter Ausnutzungsbedingungen (ß=1) in der Praxis zu prognostizieren. Zuerst bestimmt man die Relaxationskonstante  taRel und dann berechnet folgendermaßen den gesuchten Wert:

(N13)tanomalENDE tanomalENDE - tanf (0.5·ln10)·taRel ,

Dazu verwendet man die zu zwei beliebigen Zeitpunkten tanomal1 und tanomal2 berechneten Werte von DN( tanomal ).

4.3.3.Statistische Erkennung potentiell instabiler Makroobjekte

Die statistische Diagnostik gewinnt viel an Bedeutung, falls sie lange vor der Entstehung anomaler (häufig katastrophaler) Erscheinungen angewandt werden kann, damit man rechtzeitig Maßnahmen ergreifen kann. Hinsichtlich des irgendeinen Produktionsablaufs ist es zu betonen, dass die Rede dabei nicht vom Produktionsausschuß, der mit Hilfe von Qualitätsregelkarten zu vermeiden ist, sondern von der Vermeidung der weitreichenden Folgen derjenigen latenten Defekte , die auf erwähnte übliche Weise nicht vermieden werden können. Die Prinzipien einer solchen statistischen Diagnostik werden im weiteren betrachtet.
Verallgemeinert ergibt sich die Formel (L) in der Form

(N14)fN(m, t, E) = [ 1 - q(t, E) ]·f0N(m) + q(t, E)·f1N(m, t, E) .

Zu einem bestimmten Anfangszeitpunkt  t = 0  lautet sie wie folgt:

(N15)fN(m, 0) = h(m) = ( 1 - q )·f0N(m) + q·f1N(m) .

Die Gleichung (15) ermöglicht eine Trennung von potentiell stabilen und potentiell instabilen Objekten, d. h. eine statistische Diagnostik der anomalen Erscheinungen, weil die Verteilungskurve (15) bis auf multiplikative Konstanten (1-q) und q entsprechend einen Gleichgewichts-Abschnitt und einen Nichtgleichgewichts-Abschnitt besitzt. Das gilt aber nur dann, wenn die aus der Lösung  (L2) (für die Nichtgleichgewichts-Normalverteilung bei  t = 0 ) hergeleitete Anfangsdichtefunktion

(N16)fN(m, 0) = h(m) = f0N(m) ·[ 1 + Ck·Hk(m) ]

in der Form (15) wirklich darstellbar ist. Um das zu zeigen, muss man zunächst alle vom m unabhängigen Komponenten (Summanden) der Reihe in (16) gruppieren und somit eine Darstellung der vom m unabhängigen Größe q erreichen.

Davon ausgehend betrachten wir die ersten Polynome von Hermite Hk(m): H0(m) = 1; H1(m) = m; H2(m) = m2 - 1; H3(m) = m3 - 3m; H4(m) = m4 - 6m2 + 3, woraus folgt, dass die letzten Summanden von Polynomen der geraden Grade nicht vom m abhängen. Man kann diese vom m unabhängige Summanden mit H2s(0) bezeichnen.  Z. B. ist bei  m = 0, s=2  H4(0) = +3. Für Hermitesche Polynome gerader Grade läuft  (N3)  auf
H2s(m) = (2s)! (-1)j [ j!(2s-2j)! 2j ]-1·m 2s - 2j ,
hinaus, woraus eine allgemeine Darstellung

(N17)H2s(0) = (-1)s·(2s)!·( s! 2s )-1    für s = 0,1,2,...

der gesuchten Summanden erfolgt . Stellt man H2s(m) in der Form H2s(m) = H2s(0) + R2s(m) dar und setzt man diese in (N16) ein, so erhält man nach der Gruppierung von Summanden

h(m) = [ 1 - ( - C2s H2s(0) ) ]·f0N(m) +

+ ( - C2s H2s(0) )· ( - C2s H2s(0) ) -1·[ C2s R2s(m) + C2s+1 H2s+1(m) ]· f0N(m)

Wir bezeichnen eine solche Aufteilung der geraden Polynome als eine Informationstrennung - Prozedur. Es ist zu zeigen, dass sich diese Prozedur und folglich hier beschriebene Methoden gleichermaßen für Gamma- und Beta - Nichtgleichgewichts-Dichtefunktionen eignen. Der Vergleich des letzten Ausdrucks mit (N15) zeigt, dass die Lösung von Verallgemeinerten FPK-Gleichung wirklich in der Form (N15) darstellbar ist. Dabei folgen hieraus detaillierte Ausdrücke für den relativen Anteil q der potentiell instabilen und ihre Nichtgleichgewichts-Dichtefunktion f1N(m) :

(N18)q = - C2s H2s(0) = - [ (-1)s·(2s)!·( s! 2s )-1 ]·C2s ,

(N19)f1N(m) = f0N(m)·q -1·[ C2s R2s(m) + C2s+1 H2s+1(m) ].

Für Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweife der Nichtgleichgewichts-Dichtefunktionen gilt dann die Formel

(N20)q·f1N(m) = f0N(m)·[ C2s,t R2s(m) + C2s+1,t H2s+1(m) ],

wobei die Abhängigkeit von E und t mittels der Ersetzung von Ck  (k ist gleich 2s oder 2s+1) durch Ck,t = Ck·exp [- k·ß(E)·t ] nach (N10-c) berücksichtigt wird. Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweife verschwinden im Laufe der Zeit tanomal wegen der gegen 0 strebenden C2s,t und C2s+1,t. Entsprechend verschwindet, wie oben gesagt, nach dem Exponentialgesetzt die Nichtgleichgewichts-Varianzzunahme. Das Verschwinden der Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweife wird von den Frühausfällen (anomalen Erscheinungen) eines Anteils q1 von q und von der Parameterstabilisierung zweites restlichen Anteils q2 von q (q = q1 + q2) begleitet.

Nach dem obigen Übergang Ck Ck,t lauten in allgemeiner Form die Ausdrücke für q(t,E) und f1N(m,t,E) :
(N18a)q(t,E) = - C2s,t H2s(0) = - [ (-1)s·(2s)!·( s! 2s )-1 ]·C2s,t ,
(N19a)f1N(m,t,E) = f0N(m)·q(t,E) -1·[ C2s,t R2s(m) + C2s+1,t H2s+1(m) ].
Es ist leicht zu zeigen(×), dass die Bedingungen f1N(m,t,E) 0 bei  m 0 und f1N(m,t,E) dm = 1 für jede t und E automatisch erfüllt sind, was die innere Abgestimmtheit des entwickelten Models bestätigt.

4.3.3.1.Allgemeines Kriterium zur statistischen Erkennung potentiell instabiler Makroobjekte

Die Möglichkeit von statistischer Erkennung potentiell instabiler auf Grund der Anfangsdichtefunktionen ist nun sicher bestätigt und wir sind imstande, ein allgemeines statistisches Kriterium der Diagnostik, d. h. des Vorliegens der potentiell instabilen (mindestens nach diesem Parameter m) in der Grundgesamtheit (Stichprobe) zu formulieren.

Ein informativer diagnostischer Parameter m, der das Vorhandensein von potentiell instabilen ( mindestens nach m ) n in einer Grundgesamtheit (Stichprobe ) feststellt, ist derjenige, dessen Anfangsdichtefunktion h(m) = fN(m,0) in einem Teilbereich ihres Definitionsbereiches bis auf eine multiplikative Konstante (1-q) der Gleichgewichts-Dichtefunktion f0N(m) gleich ist und weiter außerhalb dieses Teilbereiches von der Funktion (1-q)·f0N(m) mit resultierender Varianzzunahme abweicht. Teilbereiche, die solche Abweichungen darstellen, werden als kritische Instabilitätsbereiche (KB) der potentiellen (nach m) Instabilität definiert. Bereiche, in denen es keine solchen Abweichungen gibt, sind als Zuverlässigkeitsbereiche (ZB) nach m zu definieren. Ist im ganzen Definitionsbereich h(m) = f0N(m), so gibt es in dieser Grundgesamtheit (Stichprobe) keine ( bezüglich m ) potentiell instabilen [ 1,2,3 ].

Es sei darauf hingewiesen, dass die Rede hier nicht nur von normiertem Parameter m sondern auch von jedem gemessenen Parameter mm ist. Nur beim quantitativen Vergleich des Nichtgleichgewichts-Grades im Laufe der Zeit tanomal oder bei der Auswahl vom informativeren diagnostischen Parameter ist es zweckmäßig, die Varianz vom normierten Parameter m zu berechnen. Je größer weicht beispielsweise die Varianz DN(t=0) = 1 + 2C2 eines der Parameter von 1 ab, desto informativer ist dieser Parameter.

Mit Hilfe des Wahrscheinlichkeitspapiers Nr. 500 [ 22 ] kann man auf graphischem Wege sehr schnell beurteilen, ob eine empirische Verteilung die Nichtgleichgewichts-Normalverteilung ist. Dabei kann obiges Kriterium auf einfachste Weise angewandt werden, weil der Gleichgewichts-Teil fGl(m,0) = (1-q)·f0N(m) durch die diesem Papier entsprechende Transformation der Ordinate in einen geradlinigen Abschnitt innerhalb der gesamten Verteilungskurve umgewandelt wird. Diagnostiksbeispiele Das Gesagte illustriert die Abb. 4. Der Einfachheit halber verwenden wir hier und in weiterer Abb. statt der Bezeichnungen für Verteilungsfunktionen die Bezeichnungen für ihre Dichte. Auf der Abszisse markiert man zuerst die der Größe nach geordneten Messwerte [ 10 ]
m1 m2 m3 ... mi ... mn aus der Stichprobe des Umganges n. Danach wird zu jedem Punkt mi der entsprechende kumulative Wert i der relativen Häufigkeiten (die relative Summenhäufigkeit) mittels der Formel [ 10 ]
(N21)i = (i-0.5)n ) = fN(m,0) dm
berechnet und als Ordinate des Punktes mit Abszisse mi eingetragen. Auf diese Weise ergibt sich eine Punktefolge, durch die man nach Augenmaß zuerst den bestmöglich längsten geradlinigen Abschnitt und dann für die übrigen Abschnitte die weiteren glättenden Kurven legt. Im Fall der angeführten Verteilungsform ermittelt man graphisch den Anteil (1-q) [ 1,2,3 ] mit hinreichender Genauigkeit durch den Obergrenzpunkt S2 des so gezeichneten geradlinigen Abschnittes, und zwar mit Hilfe des offenbaren Verhältnisses S2 1-q. Dabei entspricht dem S2 der Grenzpunkt mGR2 auf der Abszisse zwischen zwei Bereichen, die wir bei mm mGR2 als ein zuverlässiger Bereich  (ZB)  und bei mm >mGR2 als ein kritischer Instabilitätsbereich  (KB)  bezeichnen.

Informative diagnostische Parameter rd , deren Verteilungen (A: Diode 2D106A und B: Transistoren 2T208) in Abb. 4 dargestellt sind, gehören zur Kategorie normierter differentieller Widerstände (im Stromkreis des p-n junctions), die zur statistischen Diagnostik unzuverlässiger innerer Kontakte dienten [ 3 ]. Den potentiell instabilen wurden dabei diejenigen Komponenten zugerechnet, die sich in den kennzeichneten KB befanden. Aus Abb. 4 sind S2,A 0.6 und entsprechend qA 0.4 für Dioden und S2,B 0.4 und entsprechend qB 0.6 für Transistoren zu bestimmen.
Die Effektivität der statistischen Diagnostik wurde durch z.B. nachfolgende Tests vollständig bestätigt. Aus der ersten (A) Stichprobe von den zum KBA gehörenden Dioden ( mit rd >1.15 ) war jede fünfte Diode und aus der zweiten (B) Stichprobe von den zum KBB gehörenden Transistoren ( mit rd >1.20 ) war jeder zehnte Transistor ausgefallen.
Dabei waren während derselben Tests aus den vergleichbaren zusätzlichen Stichproben von potentiell stabilen Komponenten, d.h. von Dioden mit rd 1.15 (aus ZBA) und Transistoren mit rd 1.2 (aus ZBB) keine Komponenten ausgefallen. Die anderen Beispiele sind in [ 1,2,3,21 ] angeführt.

Beiderseitige Verteilungsschweife Im allgemeinen muss man damit rechnen, dass die anderen ( als in Abb. 4 ) Verteilungsformen auch möglich sind. Nichtgleichgewichts-Verteilungsschweife können linkerseits oder beiderseits der Verteilung existieren. In der Abb. 5 ist die allgemeinste Form der Anfangsverteilung h(m) dargestellt. Der Anteil von potentiell stabilen n (m  ZB ) ist durch Punkte der Verteilungsabweichungen vom geradlinigen Abschnitt als
(N22)1 - q = S2 - S1
und der Anteil q von potentiell instabilen (m  KB1 und m  KB2 ) entsprechend als
q = 1 - ( S2 - S1 )
grafisch zu bestimmen. Die obigen Formeln (N18),(N19) und (N20) usw. gelten unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich in allgemeiner Form die zwei den KB1 und KB2 entsprechenden Summanden q1·f1_1N(m) und q2·f1_2N(m) statt eines Summanden q·f1N(m) ergeben. Dabei sind q1 = S1 und q2 = 1 - S2 aus Abb. 5 graphisch zu bestimmen, wobei q = q1 + q2.
Die Abb. 4 stellt hierbei einen speziellen Fall für S1 = 0 und die Abb. 4a den anderen für S2 = 1 dar.

  Tatsächlich ermöglicht das obige Kriterium die kurzfristigen zerstörungsfreien und nicht kostspieligen Screening-Tests [ 1,2,3 ] im Vergleich zu den üblichen [ 4,12 ] Voralterungs- oder sog. Einbrennungsmethoden, z. B. zu den nicht immer gefahrlosen zeitraffenden Tests. Unter minimaler notwendigen Verwendung der zerstörenden (u. a. zeitraffenden) Bestätigungstests geben zerstörungsfreie diagnostische Tests umfassende Möglichkeiten der kurzfristigen Ermittlung von "Zuverlässigkeitscharakteristika" langlebiger . Es wurden verschiedene Kombinationen von den diagnostischen Methodiken und zerstörenden Tests erarbeitet [ 1 ], die kurzfristige prognostische Bewertungen z. B. des Charakters möglicher (Früh- oder Alterungs-) Ausfälle, des Anteils qanomal möglicher Frühausfälle (aus q ), des Mittelwerts von Frühausfallrate und der Dauer tanomalENDE von Frühausfallphase in der Nutzung mit Vertrauensintervallen, der Beschleunigungsfaktoren und Aktivierungsenergien bei der Anwendung vom Arrenius - Modell usw. ermöglichen. Je nach Bedarf können sie künftig angeführt werden.   Eine entscheidende Bedeutung gewinnt diese zerstörungsfreie Methodologie bei der Anwendung auf diejenigen Bereiche ( z.B. auf die Medizin ), die Voralterungsmethoden im Prinzip ausschliessen.
Bestimmung der Gleichgewichts-Limesverteilung

Unter Benutzung von graphischer Methode bestimmt man weiter aus der Zeichnung von h(mm) = fN(mm, 0) die entsprechende Gleichgewichts-Limesverteilung f0N(mm) des Nichtgleichgewichts-Ensembles. Man berechnet die neuen Ordinaten 1(0) und 2(0) mindestens für zwei beliebiege Punkte , die zum geradlinigen Abschnitt der Anfangsverteilung h(mm) gehören. In Abb. 6 sind diese Punkte mit Abszissen m1 und m2 und Ordinaten 1 und 2 bezeichnet. Die Berechnung erfolgt nach der Formel
(N23) i (0) = i (1-q)  ,
wobei (1-q) durch (N22) bestimmt wird. Für die in Abb. 6 dargestellte Verteilung h(mm) sind S1 = 0 und 1-q = S2. Durch Punkte mit Koordinaten ( m1 | 1(0) ) und ( m2 | 2(0) ) legt man eine Gerade, die die gesuchte Gleichgewichtsverteilung f0N(mm) darstellt. Zu Erhöhung der Genauigkeit empfiehlt es sich, mehr als zwei Punkte zu verwenden und dann nach Augenmaß eine Gerade zu legen. Die Parameter µ und der Gleichgewichtsverteilung bestimmt man graphisch wie üblich durch Abszissen der Punkte, für die i (0) = 0.16 und i (0) = 0.5 gelten. Danach kann man die normierten Parametergrößen m = (mm - µ)  und Verteilungen fN(m, t) und f0N(m) betrachten und den Nichtgleichgewichts-Grad mittels der Varianz DN(t=0) = 1 + DN(t=0) = 1 + 2C2 abschätzen. Für die in Abb. 4 gezeichneten Verteilungen ergaben sich z. B. (A) DN(t=0) = 46.6 und (B) DN(t=0) = 17.3 .

4.4. Invarianzeigenschaft des kritischen Instabilitätsbereichs

Die Analyse zeigt, dass man den Raum informativer Parameter als eine Abbildung des Raums der Abmessungen latenter Defekte betrachten kann. Deshalb wird der kritische Instabilitätsbereich der Abmessungen irgendeines latenten Defektes in den entsprechenden kritischen Instabilitätsbereich seines informativen Parameter abgebildet. Als eine solche über die Instabilitätseigenschaft verfügende Abbildung kann auf Grund der Lokalisierungseigenschaft eindeutig der oben definierte kritische Instabilitätsbereich informatives Parameters mm dienen.

Physikalisch stellen wir jeden Ausfall jederzeit nach einem und demselben Schema dar. Und zwar so, dass ein kritischer Keim der neuen Phase (latenter Defekt) entstehen und dann bis zum Ausfall des Makroobjekts zunehmen muss. Entsprechend diesem Schema muss die Abbildung der Keimabmessung - ein entspechender informativer Parameter m nach seinem kritischen Instabilitätsbereich streben und dann beim Ausfall durch den KB durchgehen. Dieses Schema hängt nicht vom Zeitbereich tanomal, tnormal oder talt der Entstehung der latenten Defekte einer und derselben Art ab. Daraus kann man die Invarianzeigenschaft des kritischen Instabilitätsbereichs folgendermaßen formulieren:

Unabhängig davon, in welchem Zeitintervall ( tanomal, tnormal oder talt ) ein Makroobjekt ausfällt, verwirklicht sich dabei sein Ausfallmechanismus gleichzeitig mit dem Durchgehen des diesem Ausfallmechanismus entsprechenden informativen Parameters m durch einen und denselben für alle Zeitintervalle kritischen Instabilitätsbereich.

Es sei betont, dass informative Parameter eigentlich nur auf diese Art und Weise von uns zu bestimmen sind, weil Parameter nur bei ihrer Bewegungsrichtung von der Mitte nach Peripherie der Verteilungen den Übergang zum Nichtgleichgewichts-Zustand bei der Entwicklung der latenten Defekte abbilden können. Die Fluktuationsentwicklung der latenten Defekte kann innerhalb des kritischen Instabilitätsbereiches des Parameter m noch mit einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit in den unterkritischen Zuverlässigkeitsbereich (ZB) zurückführen. Die hingegen, deren m - Werte diesen KB überwunden haben, werden sich unaufhaltsam zum Ausfall (zur Anomalerscheinung) entwickeln.

Genauer genommen wird diese Eigenschaft bei der Betrachtung der normierten Verteilungen ( Abb. 7 ) ganz korrekt dargestellt, weil bei allen möglichen Änderungen ( Abb. 8 ) der Parameter µ und der nicht - normierten Gleichgewichts-Dichtefunktionen f0N(mm,µ,) (siehe unten) nichtsdestoweniger die normierten Dichten f0N(m) = f0N(m,0,1) in der Lage 2 (Abb. 7) unveränderlich bleiben. Dabei kann sich der KB auf Grund der Abb. 2 in einer Entfernung von 2 ÷ 3 = 2 ÷ 3 von dem Punkt µ = 0 befinden. In Abb. 7 wird eine solche Entfernung beispielsweise angeführt.

Auf Grund der beschriebenen KB - Invarianzeigenschaft erreicht man eine einheitliche Beschreibung der Früh- Normal- und Verschleißausfälle.

Daraus folgt eine sehr effektive Methode(×), die latenten Defekte der mit Hilfe der informativen Parameter, die während der zeitraffenden kurzfristigen Vortests kleiner Stichproben bestimmt wurden, auszuspüren.

5. Grundlinien der Verteilungsevolutionen in "Zeitdimensionen" tnormal und talt

5.1. Ein gemeinsames Bild der zyklischen Verteilungsevolutionen
Bild der zyklischen Verteilungsevolutionen

Das Verhalten (Evolutionsbild) der normierten Verteilungen ist in Abb. 7 skizziert.
1 ) Mit Ziffern 1 wird der oben beschriebene Übergang der Nichtgleichgewichtsverteilung im Zeitmaßstab tanomal zu ihrem Gleichgewichtszustand im Bereich tnormal bezeichnet.
2 ) Im Gleichgewichtszustand , der mit 2 bezeichnet wird, bleiben die normierten Parameter µ(t) = µ0N = 0 und (t) = 0N = 1 von Gleichgewichtsverteilungen 2 sowie die normierte Gleichgewichtsvarianz DN( t ) = D0N = 1 während des ganzen Zeitintervalls tnormal unveränderlich. Die normierte Verteilung f0N(m) bleibt immer in der Lage 2 auf dem Intervall tnormal. Die dabei entstehenden "Normalausfälle" des vom m unabhängigen Fluktuationscharakters wurden oben erörtert. Diese Ausfälle werden durch "echt" zufällige thermodynamische "Ausreißer" (Outliers) in den KB verursacht. Ein von diesen ist mit rotem Punkt 2 in Abb.7 bezeichnet. Die auf dieser Seite dargestellte Theorie war anfänglich zur Beschreibung der Frühausfälle aufgebaut. Nichtsdestoweniger ermöglicht sie dem PLG gemäß, das Verhalten der Verteilungen in Zeitbereichen tnormal und talt in den Hauptzügen zu erörten.
Betrachtet man beispielsweise eine im KB liegende Schwelle ms, deren Überschreiten (z. B.  m > ms in Abb. 7 ) den Makroobjektausfall zur Folge hat, so ergibt sich eine allgemeine Formel für die (nicht - bedingte) Ausfalldichtefunktion f(t)

(N24)f(t) ß(E)·s0 = ß(E)·const(t),

woraus zu erklären ist, warum die Ausfalldichte f(t) im Bereich tnormal konstant bleibt und nur von Ausnutzungsbedingungen abhängt.
3 ) Betrachten wir nun schematisch den Übergang von der Zeitdimension tnormal zur Dimension talt und danach das mit Pfeilen 3 in Abb. 7 dargestellte Verhalten der Messwertverteilungen in Zeitdimension talt.  Zum Anfang des Verschleißmaximums talt bewirkt die Mikrobeschädigungsakkumulation bemerkbare Änderungen der ganzen Makroobjektstruktur, was den Anfang der Änderung der Parameter µ(ta) und (ta) von Gleichgewichts-Dichtefunktion f0N(mm,ta) macht. Mit ta bezeichnen wir hier die laufende Zeit am Ende des Maßstabs tnormal und weiter innerhalb des Maßstabs talt.
Dieses Zwischen - und Weiterverhalten wird durch Einführung der expliziten Abhängigkeit von der Zeit ta in (K), und folglich durch

(N25)f0'(mm,ta f0(mm,ta) = [a(mm,ta) - b'(mm,ta)]  b(mm,ta)

beschrieben, wobei Koeffizienten a(m,ta) und b(m,ta) mittels der Ersetzung des u(m,n) durch u(m,n,ta) in den Ausdrücken für a(m), b(m) in FPK-Gleichung zu erhalten sind. Für Normalverteilungen sind in (N25) a(mm,ta) = mm - µ(ta), b(mm,ta) = D0N(ta) und ergibt sich hiermit die Lösung :

(N26) f0N(mm,ta) = [ 2·D0N(ta) ] -½ ·exp {- [ m - µ(ta) ] 2  2D0N(ta)} ,

wobei D0N(ta) eine Varianz der Gleichgewichts-Dichtefunktion im Zwischenbereich ist. Eingang der Nichtgleichgewichts-Dichtefunktion in den KB
 Zur Illustration dient die Abb. 8. Während die nicht-normierte Dichte f0(mm,ta) sich dem KB (der KB - Invarianzeigenschaft gemäß) annähert, bleibt die entsprechende normierte Dichte in Abb. 7 in der Lage 2 unveränderlich. Bei dem weiteren Eingang der Nichtgleichgewichts-Dichtefunktion in den KB wird die normierte Gleichgewichts-Dichtefunktion f0N(m) zur Nichtgleichgewichts-Dichtefunktion fN(m, t) in Abb. 7 umgewandelt, wobei mit t in Abb. 7 in diesem Fall laufende Zeit ta im Zeitmaßstab talt bezeichnet wird. Nach diesem Schema entstehen noch einmal potentiell instabile , die weiter dem bekannten Übergang 1 gemäß (Abb. 7) ausfallen. Der Zyklus von Übergängen 1 - 2 - 3 - 1 wird abgeschlossen.
Man kann sich vorstellen, dass sich dieses Schema "im Prinzip" wiederholt und das ganze Verschleißmaximum talt auf diese Weise gebildet wird. Wir haben dieses Schema angeführt, um nur das Verteilungsverhalten in Zeitdimension talt zu illustrieren, und gehen weiter nicht ins Detail.

Ein Resultat ist hier beachtenswert. Die Abb. 8 kann in den Hauptzügen Unterschiede der Krankheitsverläufe zwischen den alten und den jungen Menschen erklären. Mit mm sind hier belibiege und die Krankheit charakterisierende medizinische Messparameter (Blutdruck, Temperatur usw.) bezeichnet. Im Falle der Krankheiten ohne tödlichen Verlauf (mm ZB)  kränkeln die alten Menschen öfter als die jungen, weil z. B. in der Umgebung des Punktes mm= 1 die "Instabilitätswahrscheinlichkeitsdichte" u(m, n) für die alten Menschen größer als für die jungen Menschen ist. Ganz anders sieht es im KB aus. Hier entstehen Krankheiten mit tödlichem Verlauf und gilt ein umgekehrtes Verhältnis der Instabilitätswahrscheinlichkeitsdichten.  Z. b. in der Umgebung des Punktes mm= 2 ist u(m, n) für die jungen Menschen viel größer als für die alten. Dies bedeutet, dass die Geschwindigkeiten der Verläufe von lebensgefährlichen Krankheiten (Krebs usw.), wenn sie entstehen, viel größer bei den jungen Menschen als bei den alten sind.

6. Wie entsteht eine Idee von (4-1)-dimensionaler Zeit?

Also, es ist die Tatsache, dass die drei sozusagen Zeitdimensionen (Zeitmaßstäbe tanomal, tnormal und talt) zu betrachten sind. Sie unterscheiden sich voneinander nicht formal, sondern prinzipiell: die Geschwindigkeit der Nichtgleichgewichtsprozesse im jeden Maßstab ist vernachlässig klein im Vergleich zu nachfolgendem Maßstab. Die Bestätigung besteht sicher darin, dass die dargelegte Theorie der Nichtgleichgewichtsverteilungen, die diese Maßstäbe betrachtet, über die sogenannten "innere Vollkommenheit" und "äussere Rechtfertigung" in hohem Maße verfügt. Man kann es nur bestreiten, ob eine Verwendung des Begrifes "Zeitdimension" (statt des Zeitmaßstabs) hier allegorisch oder adäquat ist.

Es wird ersichtlich, dass ein allgemeiner Begriff "Zeit" mit allgemeinem Begriff "Evolution (Relaxation) des Nichtgleichgewichts" direkt verbunden ist. Existiert das Nichtgleichgewichtsobjekt, so existiert seine eigene Zeit. Ohne Entstehen und weitere Nichtgleichgewichtsevolution materieller Nichtgleichgewichts-Erscheinungen zum Gleichgewichtszustand gibt es keine materiellen eigenen Lebenszeiten. Geht ein Makroobjekt auf dem Weg zum Gleichgewicht durchs Leben, so läuft und endet seine materielle eigene Zeit. Obwohl sich die Zeitdimensionen auf ein und derselben Zeitachse befinden, können sie als die drei unabhängigen Formationen betrachtet werden. Das wird durch (PLG) und durch die Unabhängigkeit der eigenen Lebenszeiten verursacht. Das zu einer Zeitdimension gehörende Makroobjekt kann nicht gleichzeitig zu einer anderen gehören.

Man kann "das Ende jedes Objektes" (Ausfall) im Sinne des Verlustes seiner Funktionsinformation betrachten. Dementsprechend sind Zeitpunkte der Ausfälle als spezielle Koordinatenpunkte der in drei entsprechenden Zeitdimensionen darzustellen. Sie sind genauso wie räumliche Koordinaten voneinander unabhängig. Ähnlich wie die drei räumlichen Koordinaten einen gemeinsamen Koordinatenursprung (den Punkt "0") besitzen, verfügen die drei  Zeitkoordinaten über einen gemeinsamen "Ausgang" - den kritischen Instabilitätsbereich. Aber ein gemeinsamer "Ausgang" muss zu "etwas Gemeinsamen" führen.

Man kann aus diesem Grund vermuten, dass dieses "Gemeinsame", obwohl es mystisch aussieht, einen gemeinsamen "nicht - materiellen Informationsbehälter" oder eine "nicht - materielle Informationsdimension" repräsentiert, wohin die Funktionsinformation ausgefallener Objekte übergeht. Könnte diese vom materiellen Informationsträger befreite Funktionsinformation gemessen oder beobachtet werden, so würde diese vierte Zeitdimension als materielle betrachtet. Die befreite Funktionsinformation kann sich materialisieren, indem sie ins zu erschaffende Makroobjekt übergeht.

Aus dem allen Dargelegten kann man vermuten, dass die materielle Wirklichkeit nicht nur des Raums, sondern auch der Zeit als 4-1 - dimensional betrachtet werden kann.

Selbstverständlich sind diese Erwägungen spekulativ, aber sie können ein mögliches logisches Bild des Überganges zum Gleichgewichtszustand ergeben. Es ist kaum zu glauben, dass die Folge ( PLG ) der Übergänge zum Gleichgewichtszustand so auf einmal nach dem Übergang tlok (3), d.h. talt vollendet. Ob es bedeutet, dass alle ausgefallenen ihren Gleichgewichtszustand erreicht haben. Weil sie ihre Funktionsinformation und ihre materielle Lebenszeit verloren haben, kann man annehmen, dass dieser "befreite" Zustand der mit dem endgültigen materiellen Gleichgewichtszustand der identifiziert werden kann, obwohl ein wahrer Gleichgewichtszustand in der weiteren nicht - materiellen vierten Dimension t4_NichtMater. liegen kann.

Davon ausgehend haben wir uns die Freiheit genommen, eine weitere Existenz der befreiten Funktionsinformationen in der nicht - materiellen vierten zeitlichen Dimension vorauszusetzen.

Wir sind aber einer solchen Meinung vom "Nicht - Materiellen" bis man diese befreite Funktionsinformation messen oder beobachten kann. Dies wird möglich, falls eine Funktionsinformation zum einem materiellen Träger übergeht. Die Homöopathie dient dafür als Beispiel. Von diesem Standpunkt aus kann man nicht paranormale Phänomene und Psi-Phänomene verneinen, weil Funktionsinformationen im Gehirn einiger begabten Menschen als in einem materiellen Träger dargestellt werden können. Unserer Meinung nach geht es nur um die materielle Bestätigung der Erscheinungen, Vorhersagen usw.

Im Rahmen dieser Erwägungen wird das Entstehen jedes materiellen Makroobjekts und seiner materiellen Zeit mit der Zwischenzeit t0_NichtMater. des Überganges seiner Funktionsinformation von der vierten zeitlichen Dimension ins Makroobjekt angefangen. Dabei verschwindet aus der Betrachtung die vierte zeitliche Dimension (der Informationsbehälter) und im diesen Sinne deuten wir die (4-1) - dimensionale Zeit.

Auf Grund des Dargelegten kann man vorschlagen, dass das Prinzip des lokalen Gleichgewichts (PLG) logisch folgendermaßen

(PLG1)t0_NichtMater <<  t lok (1) <<  t lok (2)  <<  t lok (3) << t4_NichtMater

abgeschlossen werden kann, wobei

    t0_NichtMater  t4_NichtMater  .

Die letzte Beziehung bedeutet, dass die beim Ausfall des Makroobjekts befreite Funktionsinformation zur Erschaffung der neuen Existenzstufe (Existenzform) dieses Makroobjekts dient.
Man kann nicht die Zeiten t0_NichtMater und t4_NichtMater voneinander unterscheiden. Deshalb sind diese für uns gleich und stellen eine Nicht - Materielle, d.h. ausserhalb der Materie liegende Zeit dar. Daraus kann man vermuten, dass die Folge (PLG1) einen Ring der Zeitmaßstäbe bildet. Diese Vorstellungen und alles oben Dargelegte "stehen im Anklang" mit moderner Physik des Alls, die einen Grund für die Anfangsbedinungen des Alls sucht [ 23 ]. Hier ergeben sich sogar die "Parallele". Zum Beispiel [ 23 ] die Geschwindigkeit inflationärer Expansion des Alls mit zunehmenden Tempo (S. 47) und das Zunehmen der Instabilitätswahrscheinlichkeit u(m, n) mit zunehmender Entfernung des Parameters m von der Verteilungsmitte (s. Abb. 2); die Vorstellungen vom zyklischen Verhalten (S. 51), von den winzigen Nicht - Gleichgewichtskeimen der Verdichtung (S. 46) und der latenten Defekte, von kritischer Schwellen der Abmessungen für die Blasen (S. 48) echten Vakuums und für die latenten Defekte in der Makroobjektstruktur; die "markowsche Eigenschaft" in den beiden Fällen(S. 51) :
"Die Inflation (des Alls) vernichtet so gut wie alle Informationen über ihre Vorgeschichte.").



© 2007. Michael Parfenov. E-Mail parfenm@gmx.de [Nach oben]